Die Kartoffel in der industriellen Verwertung

Fasern:
57. Wie kann man aus Kartoffelstrünken Bau- und Brennstoffe herstellen?

Während der Kartoffelernte 1946 nahm das Zellit-Faserplattenwerk Kraiburg in Bayern die Produktion von Faserdämmplatten aus Kartoffelstrünken auf. Die Platten waren 15 mm stark, hatten das Aussehen von dunkelbraunem Filz, waren fest, konnten gesägt und genagelt werden. Sie boten den gleichen Wärmeschutz wie eine 200 mm starke Ziegelmauer. Für 10 Tonnen lufttrockener Kartoffelstrünke lieferte das Faserplattenwerk unentgeltlich 100 Quadratmeter Bauplatten.

Heute wäre die Verwendung des Reststoffes Kartoffelkraut sicher ähnlich wirtschaftlich, wie die Herstellung von Stroh- und Holzfaserplatten. Da aber genügend Stroh und Holzschliff anfällt, pflügt man das Kraut in den Boden ein.

Zur Herstellung von Methanol als Brennstoff für Kraftfahrzeugmotoren (s. Frage 10) werden zunächst die Kartoffelstrünke "verkokt". Dann lässt man über die glühende Pflanzenkohle Wasserdampf strömen, wobei Kohlenmonoxid (CO) und Wasserstoff (H2) entstehen, ein Gasgemisch, das man Wassergas nennt. Dieses Gas leitet man bei 400 °C und hohem Druck über einen Katalysator, so dass Methanol (CH3OH) entsteht. Man kann aus Kartoffelkraut und Kartoffelschälabfällen im Biogasreaktor auch Methangas (CH3) erzeugen. Je kg trockener Kartoffelkrautsubstanz entstehen 0,56 m³ "Biogas".



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