Die Kartoffel in der industriellen Verwertung

Stärke:
10. Wie kann man "Kartoffelpülpe" und Schälabfälle verwerten?

Kartoffelpülpe ist das bei der Stärkegewinnung übrigbleibende Kartoffelmark mit Schalen (s. Frage 7). Sie verlässt die Fabrik mit einem Wassergehalt von 87 bis 88 %. Ihr Stärkegehalt liegt unter 0,4 %, der Rohfasergehalt liegt unter 0,2 % (bezogen auf die Trockensubstanz: 30 % Stärke und 14 % Rohfaser). Pülpe wird entweder nass zur Silierung oder getrocknet als Mischfutterkomponente abgegeben. Für Landwirte, die in der Nähe von Stärkefabriken Kühe halten, bietet Pülpe mit Schalenanteilen eine wertvolle und schmackhafte Ergänzung der Futterration, mit der Mais und Kraftfutter teilweise ersetzt werden können.

Verteilt man die pumpfähige Pülpe als etwa 40 cm dicke letzte Schicht im Fahrsilo über den gehäckselten Mais, so wird der Kartoffelschalenbrei bald fest und luftunkdurchlässig und ersetzt damit die sonst notwendige Plastikfolie. Das ergibt eine Menge von ungefähr 400 kg Kartoffelschalenbrei auf einer Fläche von einem Quadratmeter Silage. Während der Lagerung trocknet sie Masse aus, so dass nur noch ein Zwanzigstel der ursprünglich ausgebrachten Schicht übrig bleibt. Es bildet sich eine schwarze Kruste, die die Silage vor Verderb schützt und mitgefüttert werden kann.

Eine weitere Möglichkeit der Verwertung von Kartoffelschalen und Reststoffen der Kartoffelverarbeitung ist deren "Biokonversion" zu Milchsäure oder Methanol. Der Weltbedarf an Milchsäure beträgt 40.000 Tonnen jährlich. Milchsäure findet vielfältige Verwendung als Reinigungs- und Konservierungsmittel und ist Grundstoff zur Herstellung biologisch abbaubarer Kunststoffe. Während gegenwärtig reine Stärke und Zucker Ausgangssubstrate für die Milchsäureherstellung sind, könnte mit den praktisch kostenlos zur Verfügung stehenden Reststoffen eine wesentlich höhere Rentabilität des Verfahrens, auch infolge Energieeinsparung, erzielt werden. Dabei wird zunächst durch Zusatz von Alpha-Amylase die Stärke verzuckert, und die entstandene Glucose anschließend unter Zusatz von Molke (Reststoff der Käseherstellung) mit Hilfe von Milchsäurebakterien zu Milchsäure fermentiert. Durch diese Technik, kann die Fermentationszeit von ursprünglich über 100 Stunden ohne Molkezusatz auf unter 10 Stunden gesenkt werden. Diese Methode ist am Institut für Agrartechnik in Bornim /Brandenburg entwickelt worden.

Die DaimlerCrysler AG will bis 2005 serienmäßig Motoren mit Brennstoffzellentechnik fertigen. Als Brennstoff dient Wasserstoff, der erst während des Fahrbetriebs bei Betätigen des Gaspedals aus Methanol hergestellt wird. In der Brennstoffzelle entsteht in einer elektrochemischen Reaktion von Wasserstoff mit dem Sauerstoff der Luft in einer kontrollierten "Knallgasreaktion" elektischer Strom, der über einen Elektromotor das Fahrzeug antreibt. Methanol wird aus Kohlenhydraten gewonnen. Ausgangsstoffe können Steinkohle, Erdöl und Erdgas aber auch biogene Reststoffe, wie Kartoffelpülpe oder Hausmüll sein. Bei Verwendung von Methanol als Kraftstoff entstehen - bei gleichem Verbrauch gegenüber Benzin - als Verbrennungsrückstände nur Kohlendioxid und Wasser.



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