10 - Kartoffelrekorde
Geistige Rekorde und Talente

38. Wer sagte das Dümmste zur Kartoffel?

Der Pseudophilosoph und Begründer der "Anthroposophie" Rudolf S t e i n e r (1861-1925) war der Meinung, der Genuss der Kartoffel mache den Menschen dumm. In seiner Schrift "Ernährungsfragen - Wirkung von Kartoffel, Rübe, Rettich" von 1923 steht zu lesen: "Man isst also, wenn man viel Kartoffeln ißt, vorzugsweise Pflanzen, die nicht ganz Wurzeln geworden sind. Die Kartoffel macht so schnell hungrig, weil sie nicht ganz bis zum Kopf geht. Das ist ja den Menschen fürchterlich unangenehm, dass sie denken sollen, und daher lieben sie die Kartoffel mehr als die Rote Rübe, weil die Kartoffel nicht zum Denken anregt. Da wird man faul. Seit in Europa diese Kartoffel immer mehr und mehr überhand genommen hat, seit der Zeit ist der Kopf der Menschen unfähiger geworden."

Steiner meint wohl, die Erkenntnis, dass "ein voller Bauch nicht gern studiert", dem Kartoffelessen anlasten zu müssen. Botanisch und ernährungsphysiologisch ist diese Aussage zur Kartoffel als wichtiger Weltnahrungspflanze eine unzulässige "Versteinerung" und genauso falsch, wie seine gesamte Theorie der Ernährung, bei der es seiner Ansicht nach weniger auf chemische Reaktionen, sondern vielmehr auf "dynamische Kräfte- und Strahlenwirkungen" ankommt.- Die Behauptung, der Kartoffelverzehr führe zu Dummheit, stammt ursprünglich von dem Leipziger Professor F. Th. Bratanek, der der Kartoffel diese Eigenschaft noch 1853 in seinem Buch "Ästhetik der Pflanzenwelt" andichtete.

Der Philosoph Friedrich N i e t z s c h e (1844-1900) behauptete allen Ernstes, wer zu viel Kartoffeln esse, werde Alkoholiker. Aber auch im Essen von Reis sah er keinen Ausweg, denn zu üppiger Reiskonsum mache opiumsüchtig, wie er meinte. Mit diesen Behauptungen ist Nietzsche offenbar Opfer seines eigenen Mottos der "Umwertung aller Werte" geworden.

Der Philosoph und Schriftsteller V o l t a i r e (1694-1778) titulierte die Kartoffel mit dem unüberlegten Ausspruch, "Firlefanz der Natur", als einige Persönlichkeiten der damaligen wissenschaftlichen und humanitär denkenden Elite, wie Franklin, Lavoisier, La Rochefoucauld, Turgot und Volta ihn für eine positive Darstellung der Kartoffel gewinnen wollten. Offenbar wollte Voltaire mit diesem dummen Kartoffelspruch auch seinen Freund und den Förderer des Kartoffelanbaus, Friedrich II., König von Preußen, treffen, mit dem er gerade in Streit lag und an dessen Tafel er von 1750 bis 53 ein gern gesehener Gast war.



zurück - Seitenbeginn - home