6 - Kartoffel-Lagerung
16. Was sind chemische Keimhemmungsmittel und welche Bedeutung haben sie für die Kartoffellagerung?
Keimhemmungsmittel sind von großer Bedeutung für die kartoffelverarbeitende Industrie und für den Absatz von Kartoffeln, die über längere Zeit bis ins Frühjahr gelagert werden sollen. Diese Mittel werden eingesetzt, um einer Keimung der Knollen während der Lagerung bei 6 bis 10 °C
vorzubeugen (s. Frage 6).
Welche Keimhemmungsmittel gibt es?
- Carbamate:
Es sind dies die herbizid wirkenden Substanzen Propham und Chlorpropham. Propham ist ein Puder, das zum Teil zusammen mit einem Fäulnisschutzfungizid
(Thiabendazol) lagenweise auf kleinere Kartoffelstapel gestreut wird*, während Chlorpropham oder ein Gemisch von beiden im Großlager mit Hilfe von Nebelgeräten über die Gebläsebelüftung appliziert wird. Durch beide Substanzen erfolgt eine unumkehrbare Keimhemmung, d.h., die Kartoffeln können nicht mehr als Pflanzgut dienen. Bei sachgemäßer Anwendung bleiben die Rückstandsmengen weit unter den gesetzlich festgelegten Höchstmengen, zumal behandelte Kartoffeln erst nach einer sechswöchigen Wartezeit verzehrt werden dürfen. Da die Wirkstoffe nur auf der Schale sitzen, kann man eventuelle Rückstände durch Schälen fast vollständig beseitigen. Gart man die Kartoffeln ungeschält, so
wandert ein allerdings sehr geringer Teil von der Schale in die Knolle. Auch dann werden weder die Geschmacksgrenze noch die Höchstmenge überschritten. Bei einigen Sorten (Nicola, Grandifolia, Granola) können während der Lagerung warzenförmige Wucherungen auftreten. Ursache ist das Eindringen der Wirkstoffe über Wunden und Haarrisse, die bei der Anwendung von
Keimhemmungsmitteln bei nicht ausreichender Schalenfestigkeit auftreten können. Derartige Kartoffeln sollten dicker geschält werden.
- Ätherische Öle:
Es sind dies aromatische Verbindungen aus den Blättern der Munapflanze
(Minthostachys glabrescens) mit dem Duftstoff Pulegon, die schon die Inka als Keimhemmer verwendet haben sowie Kümmelöl (Carvon) aus den Samen von Carum carvi und das synthetisch hergestellte Jasmonat, der Duftstoff von Jasmin, die die Keimung vollständig blockieren. Unter wieder normalen Bedingungen wachsen die carvonbehandelten Keime weiter. Es handelt sich also im Gegensatz zu den Carbamaten um eine reversible Keimwachstumshemmung, die auch bei Pflanzkartoffeln
angewendet werden kann. Die Wirkstoffe verfliegen innerhalb einer sechsmonatigen Lagerdauer fast vollständig, so dass eine Geschmacksbeeinträchtigung nicht eintritt. Für den Kartoffelanbau in
subtropischen Gebieten ist die Carvonbehandlung eine kostengünstige Alternative zur dort aufwendigen Kühllagerung von Pflanzgut.
- Dimetylnaphtalen (DMN)
ist als natürliches Keimhemmungsmittel in Kartoffeln enthalten. Es hemmt die Keimung sehr effektiv während der ersten zwei bis drei Monate nach der Ernte.
*) Handelsnamen Agermin, Detia, Luxan und Tixit.
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