Die Kartoffel in Kunst und Literatur:
Lieder, Gedichte und Erzählungen

25. Ist die Kartoffel auch ein Sinnbild für den Ernst des Lebens?

Dieser Ernst klingt zumindest im "Kartoffelgedicht" von Ferdinand S a u t e r (1804-54) an, der das Leben in seiner Gedankenlyrik immer recht schwer nahm:

(1)
Solang wir die Kartoffelfrucht
in unserm Lande sehen,
kann keine große Hungersnot
aus Mißwuchs mehr entstehen.
  (4)
Gebrätelt schmecken sie auch sehr gut,
in saurer Brüh' nicht minder,
Erdbirnenknöpfe essen gern
die Eltern und die Kinder.
(2)
Gott hat sie wie das liebe Brot
zur Nahrung uns gegeben,
wie viel Millionen Menschen sind,
die von Kartoffeln leben.
  (5)
Und selbst die schlechten
kann man noch zu etwas Gutem brauchen:
Man thut sie in ein Faß hinein
und thut sie recht verstauchen.
(3)
(3) Salat davon, gut angemacht,
mit Feldsalat durchschossen,
der wird mit großem Appetit
von jedermann genossen.
  (6)
Und wenn sie dann verstauchet sein,
dann läßt man sie recht schweißen:
das gibt dann den Kartoffelschnaps,
der Fusel ist geheißen.

(7)
Hat jemand sich die Hand verbrannt
und hilft dafür kein Segen,
so thut man auf die Hand sogleich
Kartoffelschabig legen.

Der Hinweis auf die "Gottesgabe Kartoffel", versehen mit gereimten Rezepten, mag dem heutigen Menschen, der im Überfluss lebt und die Kartoffel oft gering schätzt, wieder ein Gespür dafür geben, wie unmittelbar frühere Generationen Hunger und Not erlebt haben und wie dankbar sie Gott für "seine" Kartoffeln und des Dichters Rezeptvorschlägen waren.



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