Kartoffelgeschichte und -Geschichten

38. Welches Kochbuch hat im besonderen Maße zur Verbreitung von Kartoffelrezepten beigetragen?

Kartoffelklöße und -salate haben in Süddeutschland eine lange Tradition. Die meisten anderen Kartoffelgerichte, die im 19. Jahrhundert üblich wurden, dürften in norddeutschen Küchen entwickelt worden sein. Das Kochbuch mit dem Titel: "Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche" von Henriette Davidis (1. Auflage 1845 im Verlag Velhagen & Klasing, Bielefeld) enthielt in seiner 19. Auflage von 1874 32 Rezepte zur Herstellung von Kartoffelgerichten, wofür fast ausnahmslos gekochte Kartoffeln verwendet wurden. Die fettreichen Zubereitungsarten, wie Reibe- und Kartoffelpfannkuchen in den späteren Auflagen deuten auf die Westfälische Küche im 19. Jahrhundert hin.

Henriette Davidis (1801-76) zählt zu den bedeutendsten Frauengestalten des 19. Jahrhunderts. Sie gilt als "Mutter des Kochbuchs". Die Pfarrerstochter aus Wengern bei Wetter an der Ruhr hat das Kochbuch zwar nicht erfunden, doch populär gemacht. Es fand reißenden Absatz, weil es flüssig geschrieben war und viele praktische Tipps und Hinweise für die "angehende Hausfrau" enthielt, die nirgendwo sonst zu finden waren. Das entscheidende Erfolgsrezept, das dem "Praktischen Kochbuch" der Henriette Davidis 76 Auflagen bescherte, war die Vorarbeit der Autorin. Sie hatte nicht, wie die vielen anderen vor ihr, die Rezepte einfach nur gesammelt und abgedruckt, sondern sie hatte fast alle Rezepte selbst ausprobiert.

Nach ihrem Kochbuch verfasste Henriette Davidis noch zahlreiche weitere Schriften, wie "Der Gemüse- und Blumengarten", in der die Kultur der Kartoffel breiten Raum einnimmt. 1855 erschien ihr Kinderkochbuch mit dem Titel "Puppenköchin Anna - Praktisches Kochbuch für liebe kleine Mädchen". Danach wandte sie sich mit dem Buch "Beruf der Jungfrau" an heranwachsende Töchter aus bürgerlichem Hause.



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