Kartoffelgeschichte und -Geschichten

37. Wer kochte zum ersten Mal eine Kartoffelsuppe für die Armen?

Der gebürtige Amerikaner Sir Benjamin Thompson, Flügeladjudant des bayerischen Kurfürsten Karl Theodor, nachmaliger pfalz-bayerischer General und späterer Reichsgraf von R u m f o r d (1753 - 1814) , war ganz der menschenfreundliche "Gentlemanscholar" des 18. Jahrhunderts, der überall in Bayern Suppenanstalten einrichtete, und mit seinen Arbeitshäusern Bettler und Tagediebe der menschlichen Gesellschaft zurückgewinnen wollte. Als gelernter Physiker mit viel Sinn für das Praktische setzte er seine Entdeckung der Wärmekonvektion, nach der ein Körper umso länger warm bleibt, je dünnflüssiger er ist, um in die von ihm 1784 erfundene "Rumfordsuppe".
Sie besteht aus Kartoffeln, Graupen, Erbsen, Brot, Bier, Salz und Knochenbrühe. Sie wurde als "Armensuppe" weltberühmt und fand bald Nachahmungen in Hamburg, Frankfurt und London. Um die rauchgeschwängerte Luft Münchens vor allem im Winter etwas erträglicher zu machen, entwickelte er einen fahrbaren Konvektions-Herd, auf dem in 14 Töpfen 150 Liter seiner dünnen, und infolge der guten Wärmekonvektion rasch warm werdenden Kartoffelsuppe gekocht werden konnte. 

Graf Rumford reorganisierte 1790 auch die bayerische Armee. Er führte dabei nicht nur den zwar schönen, aber unpraktischen Raupenhelm ein, sondern zeigte den Soldaten auch, wie man Kartoffeln anbaut und zubereitet. Nach Rumfords Plänen gestaltete der Landschaftsarchitekt F.L. von Sckell 1789 einen Volkspark, den späteren "Englischen Garten" in München, der, in den Isarauen gelegen, heute mit seinem chinesischen Turm und den Biergärten sicherlich bekannter ist als die Rumfordsuppe.



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