Kartoffelgeschichte und -Geschichten

30. Wurde der Kartoffelkäfer in der "biologischen Kriegführung" eingesetzt?

Im Zweiten Weltkrieg erforschten die Kriegsgegner auch den Einsatz biologischer Waffen. Für einen Kartoffelkäfer-Angriff auf England, das übrigens bis heute kartoffelkäferfrei geblieben ist, wären vermutlich 40 Millionen Kartoffelkäfer nötig gewesen, deren Heranzüchtung im Reichsgebiet wegen der Verschleppungsgefahr zu gefährlich gewesen wäre. Außerdem hätte Deutschland mit einem britischen Gegenschlag mit Käfern rechnen müssen, der zur Abwehr eine erhebliche Menge an arsenhaltigen Pflanzenschutzmitteln notwendig gemacht hätte.

Hitler verbot aus diesen Gründen 1942 Vorbereitungen für einen Kartoffelkäfereinsatz über Feindesland. Trotzdem führte der Leiter des KAD (s. Frage 25), Martin Schwartz, im Oktober 1943 bei Speyer einen Abwurfversuch mit Kartoffelkäfern durch. 1400 Käfer wurden aus einem Flugzeug abgeworfen; 57 Tiere fand man wieder.

Die Vermutung, dass der jeweilige Feind - im ersten Weltkrieg die Franzosen, im Zweiten Weltkrieg die Amerikaner - Kartoffelkäfer über Deutschland abgeworfen hätte, entbehrt jeder Grundlage (s. Frage 31). Diese Legende hat sich wohl deswegen gebildet, weil sich die Menschen die Wanderschaft eines kleinen Käfers über große Strecken nicht recht vorstellen konnten, und weil man eben auch dem Kriegsgegner die Anwendung der gleichen Kampfmethoden zutraute, die in Deutschland getestet wurden.



zurück - Seitenbeginn - home