Kartoffelgeschichte und -Geschichten

6. Wie wird die Kartoffel in der Mundart genannt?

Mundartliche Bezeichnungen für die Kartoffel gibt es in vielen Gegenden Deutschlands. Meist handelt es sich bei der Bezeichnung für die vorher unbekannte Kartoffel um zweigliedrige, zusammengesetzte Wörter, bei denen das Grundwort eine bekannte Frucht ist und das Bestimmungswort die auffallendste Eigenschaft der Kartoffel bezeichnet, nämlich ihre "Früchte", die Knollen, in der Erde zu bilden. Als Grundwörter dienen: Apfel, Beere, Birne, Bohne, Kastanie und Rübe.

Nach Sachsen und Thüringen kam die Kartoffel 1717 aus den Niederlanden, wo sie "aardappel" genannt wurde und wird. Daher sagt man heute noch in Sachsen, Thüringen, in Ober- und Unterfranken, in Teilen Bayerns und Schwaben "Erdäpfel". "Herdäpfel" heißen die Kartoffeln in der Oberpfalz, im Elsaß und in der Schweiz, im Kanton Schwyz auch "gummeli". Am Mittelrhein nennt man sie "grundbirnen" ("grumbire"), westlich des Rheins (Rheinpfalz) "grundbeeren" ("grumbeere") oder auch "krumenbeeren" ("krumbeere"), weil die Knollen in der Ackerkrume stecken. Im Vogtland heißen sie "knollen", in der Oberlausitz auch "knödeln", in Brandenburg und Oberschlesien "kartuffeln", seltener auch "erdbirne" ("ardbirna", "apern", "apernmauke" = Kartoffelbrei)*, um Nürnberg und Erlangen herum "potaken" (von spanisch "patata"), eine Bezeichnung, die die Hugenotten aus Frankreich mitgebracht haben (s. Kap. 9, Frage 115). Im Donaumoos, wo die pfälzischen Siedler im 19. Jahrhundert auf dem Moorboden fast nur Kartoffeln anbauten, nennt man die Knollen auch "erdbumser" oder einfach "bumser". In Tilsit sagte man früher "karunkeln", im westpreußischen Posen "kartüffeln", in Ditmarschen (Schleswig-Holstein) "kantüffeln". Nebenformen von "kartoffel" sind "toffeln" (Niedersachsen), "düften", "pantoffeln", "kaulen" (Saale), "(k)nudeln", "grübling", "erdbrot", "jacobsbirne", "lerche", "maus" und "zwiebel".


*) regional auch andere Diktion wie in Schönbrunn/früherer Kreis Leobschütz: "kartoffän" (ohne l, und o geschlossen gesprochen wie in dem Wort "Pol".



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