Kartoffelgeschichte und -Geschichten

5. Woher hat die Kartoffel ihren Namen?

Im alten Inkareich Südamerikas hießen die Kartoffeln in der Quechua-Sprache "papa" = Knollen, aber es gibt in den alten Inka-Sprachen noch über tausend weitere Namen für die Kartoffel. Die Aymara-Indianer, die am Titicaca-See leben, nennen die Kartoffel "amka" oder "choke". Bei den europäischen Völkern bekamen die Knollen verschiedene Namen. Die Spanier nannten sie "batatas". Daraus wurde im Englischen "potatoes" und im Italienischen "patatas".

Der Botaniker Carolus C l u s i u s (1526-1609) gab ihnen 1589 den französischen Namen "taratouphli", nach der italienischen Bezeichnung der ersten Kartoffeln als "taratuffuli", was soviel bedeutet wie "kleine Trüffel" (Erdmorcheln). Von Clusius stammt auch die erste botanische Beschreibung der papas peruanorum, die er 1601 in seinem Buch Rariorum plantarum historia veröffentlichte.

Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich, ausgehend von der ursprünglichen italienischen Wortschöpfung und der französischen Wortprägung "Cartoufle" (1600 von Olivier de Serres) in der deutschen Schriftsprache die Bezeichnung "Kartoffel" durchgesetzt (erstmals im Wörterbuch der hochdeutschen Mundart von Johann Christoph Adelung, 1793). 

Die Gebrüder Grimm erklären die Entstehung des Wortes "kartoffel" in ihrem 'Deutschen Wörterbuch' so: 'Die beiden t in dem Wort "tartuffeln" waren für rasches Sprechen unbequem, so dass das eine t in k umsprang (wie in "kapier" für "papier" ein p). Diese Wortentstehung war Adelung unbekannt. Er nennt "kartoffel" fälschlich eine Entstellung aus "erdapfel" und "tartuffel" (= angewachsene Artikel).' Der französische Name "Pommes de terre" ist direkt mit Erdäpfel zu übersetzen.

Der Basler Arzt Caspar B a u h i n (1560-1624) bestimmte 1596 die Pflanze als erster als ein Nachtschattengewächs und gab der Kartoffel 1620 den lateinischen Namen, den sie bis heute trägt: Solanum tuberosum (esculentum), was soviel heißt wie "(essbarer) knolliger Nachtschatten".

Carl von Linné (1707-78) übernahm diesen Namen in seine Pflanzensystematik, ließ aber die Bezeichnung esculentum (eßbar) weg. Bauhin nannte die Kartoffel in seinem 1598 erschienenen "Buch über das neue Bad Boll" deutsch "Grüblingsbaum", weil die Knollen an den Augen Grübchen haben, und die damals angepflanzten peruanischen Kartoffeln als Kurztagspflanzen unter den hiesigen Wachstumsbedingungen baumartig ins Kraut schossen, so dass sie nur an Gerüsten gehalten werden konnten. Die Stängel hatten eine Länge von bis zu drei Metern (s. Frage 12). In Wiesensteig auf der Schwäbischen Alb (Krs. Göppingen) wuchsen in dem 1596 angelegten Schlossgarten des Grafen Rudolf V. von Helfenstein nach Bauhins Beschreibung zusammen mit 45 anderen Pflanzen auch Kartoffeln.



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