Die Kartoffel als Genussmittel und Heilpflanze

41. Welche Möglichkeiten gibt es, mit einer Kartoffeldiät Krankheitszustände zu heilen oder zu lindern?

Der schwedische Ernährungswissenschaftler Ragnar B e r g (1873-1956) ist der Vater der Kartoffeldiät. Er arbeitete über den Mineralstoffwechsel des menschlichen Organismus und erkannte 1924 den Wert der Kartoffel für eine ausgewogene Ernährung (s. Kap. 3, Frage 14).

Übergewichtigkeit:
Viele, vor allem ältere Menschen, essen zu viel, zu fett, zu süß und zu salzig. Die Folgen sind Übergewicht und Diabetes. Mit einer Kartoffel-Diät können Diabetiker abnehmen, ohne dass es zu Mangelernährung oder Blutüberzuckerung kommt. Durch den Abbau der Kartoffelstärke im Magen-Darmtrakt kommt es gleichzeitig auch zum Abbau der Fettpolster im Gewebe. Mit einer Kartoffelkur kann man bis zu einem Pfund pro Tag abnehmen, ohne zu hungern und den Elektrolythaushalt durcheinander zubringen.

Niereninsuffizienz:
Geschädigte Nieren können die Abbauprodukte von Eiweißen nicht mehr vollständig ausscheiden. Nierenkranke sollen daher wenig, aber hochwertiges Eiweiß mit einem hohen Anteil essentieller Aminosäuren aufnehmen. Dazu eignet sich reines extrahiertes Kartoffeleiweiß besonders gut.

Gicht:
Diese Krankheit der Gelenke entsteht durch Abscheidung von Harnsäure-Kristallen, die bei Bewegung auf der Knochenhaut reiben und den Gelenkschmerz hervorrufen. Ursache ist eine purinreiche Ernährung z.B. mit Fleisch, Bohnen, Blumenkohl. Purin (lat.: purum = rein und urina = Harn) ist der Stammkörper der Nucleinsäuren und der Harnsäure. Durch die purinarme Kartoffelkost kann man Gichtbeschwerden vorbeugen bzw. den Harnsäurespiegel senken.

Bluthochdruck:
Erhöhter Blutdruck entsteht oft durch zuviel Kochsalz (Natriumchlorid) im Essen. Da die Kartoffel natriumarm ist (s. Kap. 3, Frage 14), wirkt sie in diesem Falle blutdrucksenkend. Eine einwöchige Kartoffelkur führt in der Regel zu der gewünschten Blutdrucksenkung.

Nahrungsmittelallergien:
Allergien gegen Kartoffeln sind nicht bekannt. Zöliakie-Patienten, die unter einer nichtheilbaren Allergie gegen das Klebereiweiß von Weizen und Roggen leiden, können mit einer Diät von Kartoffeln, Buchweizen (Fagopyrum tataricum, F. esculentum) und Amaranth (Amaranthus caudatus) trotzdem wieder genussvoll essen.

Schilddrüsenvergrößerung:
Durch Jodmangel in der Nahrung kommt es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse. Eine Mahlzeit von 250 g Kartoffeln liefert Erwachsenen bereits ein Drittel des notwendigen Tagesbedarfs von etwa 200 Mikrogramm Jod, Kindern sogar drei Viertel. Das trifft allerdings nur dann zu, wenn die Kartoffeln nicht auf jodverarmten Böden wachsen (s. Kap. 3, Frage 6).



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