Die Kartoffel als Genussmittel und Heilpflanze

19. Was ist eine "kultige" Pommes-Frites-Bude?

Pommes-frites-Buden sind heute das, was im Mittelalter die Garküchen waren: preiswert und reichlich essen in volkstümlicher Umgebung. Das Ruhrgebiet (das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet) hat mit 44 Pommes-frites-Buden je 100.000 Einwohner die höchste Imbiß-Buden-Dichte in Deutschland. Den Imbiss oder die Pommes-Bude um die Ecke aufzusuchen, dient im Ruhrgebiet nicht nur der Stillung des Hungers, sondern erfüllt auch das Bedürfnis nach Kommunikation. Die oft spartanische Ausstattung der Imbiss-Buden geht dabei keineswegs zulasten der Qualität des dort regelmäßig servierten Hauptgerichts "Currywurst mit Pommes frites und Mayonnaise", und das bei Preisen um 5 DM. Wenn man weiß, dass an dem Preis einer Pommes-Portion der Rohstoff Kartoffel nur mit 2,5 Pfennig beteiligt ist, dürften sich Preissteigerungen bei Kartoffeln nicht in einem Preisanstieg für die beliebte Currywurst mit Pommes niederschlagen.

Der Begriff Erlebnisgastronomie muss nach dem Besuch des Imbiss Bornhoff in Dortmund (s. Frage 18) neu definiert werden: Die Bude ist ein etwa 1,90 m hoher, 1 m breiter und 6 m langer Anbau an einen stattlichen Altbau. Durch die Enge des Raums, durch den sich das Ehepaar Bornhoff alltäglich zwängt, fühlt sich auch der Kunde genötigt, eine möglichst raumsparende Haltung einzunehmen. Die Speisekarte ist ebenso lang, wie der Imbiss breit ist: Außer Pommes, Wurst und Mayonnaise gibt es nur noch drei verschiedene Getränke. Da das Hauptgericht aber stets gut zubereitet und die Spärlichkeit der Ausstattung wegen der geringen Größe der Pommes-Bude eine Notwendigkeit ist und daher niemanden stört, kommen die Stammkunden vom gutverdienenden Sportwagenfahrer bis zur allein-erziehenden Mutter mit Kind mittags immer mal wieder gern hierher.

Aufmerksamkeit verdient eine kölsche Frittenbud', "Strohhut's Eck", nicht nur wegen der guten Pommes frites (s. Frage 18), sondern auch wegen des originellen Aufdrucks auf den sonst eher un-scheinbaren Pappschälchen, auf denen die Fritten serviert werden. Im Rahmen der Initiative "Lieblingsort Köln" des städtischen Kulturamtes zeichnete die Künstlerin Berit Böhm ihren ganz persönlichen Lieblingsort, eben die Frittenbude "Strohhut's Eck" dadurch aus, dass sie in limitierter Auflage, wenn auch in großer Edition, die Pappschälchen mit einem lila und türkis verfremdeten Foto eines Strohhutes bedrucken ließ. Damit avancierte ein alltäglicher Wegwerfartikel zu einem beliebten Sammlerobjekt. Ob er mit oder ohne Fett mehr wert sein wird, kann man am Wert gestempelter und ungestempelter Briefmarken messen. Eine große Portion Fritten mit Currywurst und Sauce nach Wahl im "Kunstschälchen" ist für 5,40 DM zu haben.



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