In Deutschland bevorzugt der Verbraucher im allgemeinen gelbfleischige Kartoffelsorten (s. Frage 3). Die Intensität der Gelbfärbung ist abhängig von der Menge an Karotinoiden in der Knolle. Das Hauptfarbpigment in gelbfleischigen Kartoffeln ist allerdings nicht wie bei Karotten das Beta-Karotin sondern das Violaxanthin (s. Kap. 3, Frage 13). Es gibt aber auch Kartoffelsorten mit rot pigmentierter Schale oder purpurfarbenem und blauem Knollenfleisch.
In der Nähe von Heilbronn bauen Landwirte seit kurzem eine blaufleischige Kartoffelsorte mit dem schönen Namen "Vitelotte" an. Die schlanken, etwa zehn Zentimeter langen Knollen in der Form eines zu dick geratenen Daumens haben eine dunkel-blaue, an Rote Beete erinnernde Schale. Das blauviolette Kartoffelfleisch, das seine Farbe dem natürlichen Farbstoff Anthocyan verdankt, hat einen besonders intensiven, leicht erdigen Geschmack. Auch beim Kochen behält die festkochende "Vitelotte" ihre Farbe. Sie wird auf Wochenmärkten und von Landwirten für 6 DM/kg angeboten. In der gehobenen Gastronomie wird die blaue Kartoffel zu bunten Gratins und Pürees verarbeitet. Knollen von "Vitelotte" können direkt bezogen werden von Erhard Schoch, Im Pfädle 1, 74388 Talheim. Pflanzgut von weiteren alten Sorten, wie Bamberger Hörnchen, Blaue Odenwälder, Linzer Delikates, Roter Kuss können in kleinen Mengen bei Friedmunt Sonnemann, Postfach/Königsfarm, 54472 Longkamp oder bei der Naturwuchs-Gärtnerei, Bardenhorst 15, 33739 Bielefeld (www.naturwuchs.de) bestellt werden.
Vor einem großflächigem Anbau nicht mehr zugelassener alter Sorten sei allerdings gewarnt, da die Pflanzgutgesundheit, die Erntbarkeit, das Verhalten im Lager und der Absatz größerer Mengen problematisch sein können. Da die meisten alten Sorten nicht resistent gegen Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum) sind, ist ihr Anbau in Deutschland nach der Kartoffelkrebsverordnung verboten.
Diese Nachteile brauchen den Gartenfreund aber nicht zu schrecken. Ähnlich wie die Rassegeflügelhaltung schöne und seltene Rassen erhält, könnte dies bei Kartoffelsorten im Kleingarten geschehen.
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