5 - Kartoffeleinkauf

15. Wie reagierenVerbraucher und Erzeuger von Kartoffeln auf Preisänderungen?

Die Nachfrage wird wenig vom Preis beeinflusst. Das bedeutet, dass der Endverbraucher auch höhere Kartoffelpreise toleriert, wenn die Qualität stimmt (s. Fragen 3 und 4); denn die Kartoffel gilt immer weniger als Grundnahrungsmittel. Sie ist nicht mehr Sattmacher und Saucenfänger, der in großen Mengen gegessen wird, sondern die raffiniert zubereitete Gemüsebeilage, die gut schmecken soll und daher auch etwas mehr kosten darf. (s. Frage 5). Verlangt der Handel höhere Preise und bietet dafür eine vom Verbraucher gesuchte Qualität, so kann der Umsatz sogar steigen. Das Prinzip, nach dem das Angebot die Nachfrage bestimmt und so die Wirtschaft in Gang hält, ist bei Kartoffeln also weitgehend außer Kraft gesetzt. Daher kann das "Kartoffel-Theorem", nun sind die Kartoffeln da, nun werden sie auch gegessen, nicht mehr als Erklärungsmodell der Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie herhalten, wie es der Volkswirt Rolf Breitenstein 1974 in eher satirischer Weise getan hat.

Ganz anders verhält es sich mit dem Angebot. Der deutsche Marktpreis wird ganz wesentlich vom Umfang der Erntemenge und von der Qualität bestimmt. Starke Ernteschwankungen führen zu starken Preisschwankungen. Die Erzeuger reagieren auf ein hohes Preisniveau des Vorjahres im darauffolgenden Jahr mit einer Ausweitung der Anbaufläche zu Lasten anderer Marktfrüchte, was in der Regel zu einer erhöhten Angebotsmenge führt, die einen Preisverfall zur Folge hat. Daraufhin wird im folgenden Jahr die Kartoffelanbaufläche wieder eingeschränkt, wodurch die Preise sich wieder erhöhen usw.

Im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Produkten, wie Zucker, Getreide, Ölfrüchte, Milch und Rindfleisch gibt es für Speisekartoffeln, genauso wie für Schweinefleisch, keine EU-Marktordnung, die die Preisausschläge durch Produktionsbeschränkung oder Flächen- bzw. Tierprämien begrenzt (s. Frage 20).

Von jeder Mark, die der Verbraucher in Deutschland für Speisekartoffeln ausgibt, erhält der Landwirt 24 Pfennig. Der größte Teil des Kartoffelpreises sind Transport-, Sortier- und Verpackungskosten für den weiten Weg vom Acker über den Abpackbetrieb bis in die Regale der Lebensmittelgeschäfte.

Informationen zum Marktverlauf bietet die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft GmbH (ZMP) in Bonn. Die ZMP ist eine neutrale Institution auf öffentlichrechtlicher Grundlage. Sie ist vom Gesetz her mit der Aufgabe zur objektiven Beurteilung nicht nur des Kartoffelmarktes, sondern aller Märkte für landwirtschaftliche und gärtnerische Produkte, beauftragt. In wöchentlichen Abständen wird der Verbraucher über die gegenwärtigen Preise eines 2,5-kg-Netzes von Speisekartoffeln im Vergleich zu den Preisen des Vorjahres informiert. In ähnlicher Weise werden Landwirte und Großhändler über den Fortgang der Erntearbeiten und über die Erzeugerpreise unterrichtet.

Unmittelbar nach der Ernte sind Kartoffeln am billigsten. In dieser Zeit sollten sich Privathaushalte, wenn sie einen kühlen Kellerraum haben (s. Kapitel 6), mit einem größeren Kartoffelvorrat eindecken. Zum Spätherbst hin steigen die Kartoffelpreise wegen der Einlagerungs- und Belüftungskosten an und sinken nach dem Jahreswechsel allmählich wieder ab, weil dann schon Frühkartoffeln aus Südeuropa der alterntigen Ware zunehmend Konkurrenz machen.



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