5 - Kartoffeleinkauf

4. Warum ist die Qualität der Kartoffeln im Einzelhandel nicht immer zufriedenstellend?

Auch in guten Kartoffeljahren mit geringen Erntemengen und hohen Erzeugerpreisen ist die Handelsspanne für den Großhändler durch den Wettbewerb der Anbieter untereinander und durch den massiven Preisdruck des abnehmenden Einzelhandels sehr knapp. Schlechte Jahre mit zuviel Kartoffeln und niedrigen Preisen können daher vom Großhandel durch gute Jahre nicht mehr ausgeglichen werden.
Der Einzelhändler bevorzugt bei Kartoffeln den Billiganbieter, denn im Laden erweist sich die Kartoffel als anspruchsvoll. Sie muss eigentlich dunkel und kühl gelagert werden und sollte nicht längere Zeit zusammen mit Äpfeln im Verkaufsregal liegen (s. Kap. 6). Diese Erfordernisse widersprechen einer üblichen Verkaufspräsentation. Daher entstehen oft große Verluste bei der Kartoffellagerung im Verkaufsregal, die für den Einzelhändler nur dann gering gehalten werden können, wenn er billig einkauft.
Der Verbraucher sollte daher beim Kauf keine Scheu haben, seine speziellen Wünsche hinsichtlich Kartoffelqualität und Kochtyp zu äußern. Nur dann verschwinden qualitativ schlechte Partien aus den Regalen, und dem Kartoffelhändler wird es wieder besser als bisher gelingen, den Lebensmittelhandel von seiner Kompetenz hinsichtlich Produktqualität, Distribution und Warenpräsentation der Kartoffel zu überzeugen. Von einem solchen "Qualitätsbündnis" rund um die Kartoffel würden alle Marktpartner profitieren, weil ein zufriedener Verbraucher durch eine kontinuierliche und hochwertige Qualität zu akzeptablen Preisen der Kartoffel treu bleiben wird. Ziel des Kartoffelhandels ist es, die "anonyme Kartoffel" aus ihrem Schattendasein in vielen Gemüseabteilungen herauszuholen (s. Fragen 12, 13, 14).

Wie eingeschränkt das Kartoffel-Angebot des Lebensmittelhandels ist, zeigt eine 1992 im Bundesland Sachsen-Anhalt durchgeführte Marktuntersuchung: In 51,7 % der untersuchten Supermärkte wurde nur ein einziger Kochtyp angeboten, in 31,7 % waren es zwei Kochtypen.
Die Sorten Hansa aus Niedersachsen und Bintje aus Holland, die den Kartoffelgeschmack des Verbrauchers in den neuen Bundesländern nicht voll treffen, waren im Angebot der untersuchten Supermärkte die Hauptsorten (s. Kap. 9, Frage 116). Damit kommt zum Ausdruck, dass der Kunde oft nur wenig Auswahl an frischen Speisekartoffeln hat und dann auch noch mit den "falschen Sorten" bedient wird.



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