Die Kartoffel auf dem Acker:
Der P f l a n z e n s c h u t z

46. Wie kann sich die Kartoffel selbst vor Pilzbefall, Insektenfraß und Frost schützen?

Eine Kartoffelsorte, die resistent gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) ist, gibt es in der deutschen Sortenliste nicht, wohl aber Sorten mit geringer Anfälligkeit, wie Arena, Bettina, Exquisa, Lyra, Marena. Auch die holländische Sorte Santé und die österreichische Sorte Treff haben eine geringe Krautfäuleanfälligkeit.

Man hat einige biochemische Resistenzmechanismen gegen die Krautfäule gefunden:

Eine Abwehrbereitschaft gegen den Kartoffelkäfer (s. Kap. 1, Frage 32) ist gentechnisch über tragen worden von dem insektenpathogenen Bakterium Bacillus thuringiensis. Das insektizide Bakteriengift, das für Menschen ungefährlich ist, wird jetzt von den transgenen Kartoffelblättern, die die Bakterien-Toxin-Gene enthalten, selbst gebildet, sodaß die Käfer bereits beim Reifefraß absterben und keine Eier mehr legen. Die in den USA zugelassene Sorte New Leaf (Neues Blatt) besitzt diese Kartoffelkäfer-Resistenz und braucht daher nicht mehr gegen Käfer behandelt werden. New-Leaf-Plus verfügt neben der Käferresistenz noch über ein Schutzgen gegen das Blattrollvirus. Diese neuen gen-technisch veränderten Sorten sind 1999 in Nordamerika auf rund 25.000 Hektar angebaut worden.

Von Biologen des Rowett-Institut in Aberdeen/Schottland ist das Gen für die Bildung eines gegen Blattläuse wirkenden Abwehrstoffes, eines Lectins**, vom Schneeglöckchen auf die Kartoffel übertragen worden. Kartoffeln, die in ihrem Laub das Schneeglöckchen-Lectin enthalten, werden nur halb so stark von Blattläusen befallen, und diese sind kleiner im Vergleich zu Läusen, die sich auf unveränderten Kartoffeln entwickeln. Marienkäfer, die Blattläuse von den gentechnisch veränderten Kartoffeln fressen, werden ebenfalls geschädigt. Obwohl die Genänderung nur das Laub betrifft, kann man die Knollen der "Schneeglöckchenkartoffeln" trotzdem nicht bedenkenlos essen, denn in Versuchen, in denen rohe Lektin-Kartoffeln an Ratten verfüttert wurden, war deren Immunsystem beeinträchtigt. Andere Lectine mit Giftwirkung bei Mensch und Tier stecken z.B. in ungekochten Buchbohnenhülsen und dem Preßkuchen von Rhizinus- und Baumwollsamen. Durch Kochen werden die Lektine in grünen Bohnen und Lektin-Kartoffeln zerstört.

Frostresistent werden Kartoffeln durch das Gen eines Fisches. Das Antifrost-Gen aus der in arktischen Gewässern lebenden Winterscholle ist auf die US-Kartoffelsorte Russet Burbank übertragen worden. Es schützt das Blattgewebe der Kartoffel bis zu einer Temperatur von -3 °C (s. Frage 13).


*) Die Wände der Pilzhyphen bestehen bei Oomyzeten aus Zellulose, bei allen anderen Pilzen aus Chitin.
**) Lektine sind Glykoproteine (Verbindungen aus Zucker und Eiweiß), die der Pathogen-Abwehr dienen.



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