Die Kartoffel auf dem Acker:
DIE E R N T E

40. Welche Verfahren der Krautabtötung gibt es?

Die Krautabtötung in Pflanzkartoffeln soll vor allem die Abwanderung von Viren aus dem Kraut in die Knolle verhindern (s. Frage 36). Im Bereich der Landwirtschaftskammer Hannover, dem größ-ten Kartoffelvermehrungsgebiet in Deutschland, werden die "Tottermine" den Pflanzkartoffelanbauern amtlich bekannt gegeben. Die Tottermine sind nach Reifegruppe (s. Frage 37) und Virusanfälligkeit der Sorte gestaffelt. Kartoffeln, die zu diesen Terminen kein grünes Kraut mehr haben, brauchen nicht eigens auf Virusbefall untersucht werden. Zur Krautabtötung in Pflanzkartoffeln wird schon seit vielen Jahren das Totalherbizid Reglone (Wirkstoff Deiquat) mit zweimal 2,5 Litern in jeweils 600 bis 1000 Litern Wasser pro Hektar im Abstand von drei bis fünf Tagen gespritzt. Durch die Aufteilung in zwei Anwendungen lassen sich Nabel- und Gefäßbündelverbräunungen vermeiden. Anwendung im Morgentau verstärkt die Wirkung. Wenn das Kraut vorher schon geschlegelt wurde, genügt eine einmalige Nachspritzung mit 1,5 l/ha Reglone oder auch Basta (Wirkstoff Glufosinat).

Die Krautabtötung in Speise-, Pommes-frites- und Chips-Kartoffeln dient vor allem der Qualitätssicherung und Ernteerleichterung. So können auch spätreife Sorten noch in warmem Boden gerodet werden (s. Frage 40). Nach dem Abtöten werden die Knollen innerhalb von zwei bis drei Wochen schalenfest (s. Frage 38). Die Gefahr der Knollenfäule mit Phytophthora infestans (s. Frage 46) durch Ansteckung über das Kraut ist nach Abtötung vor allem bei regnerischer Herbstwitterung herabgesetzt. Dadurch, dass der Damm ohne Kraut- und Unkrautbedeckung rascher abtrocknet, ist die Verschmutzung der Knollen durch anhaftende Erde bei der Ernte geringer. Einer chemischen Abtötung sollte immer eine mechanische Krautreduzierung durch Krautschlagen, Krautrupfen oder Unterschneiden der Wurzeln vorangehen, wobei die Reststengellänge etwa 20 cm betragen sollte, damit noch genügend Wirkstoff aufgenommen werden kann.

Alternative Verfahren, bei denen keine Herbizide zur Anwendung kommen, sind die thermische Krautminderung mit Gasflammen oder Infrarotstrahlern, die Spritzung mit dem auch als Düngemittel wirksamen Alzodef (Wirkstoff Cyanamid) mit 40 l/ha (s. Frage 34) und die dreigeteilte Ernte, auch als "Grünroden" bezeichnet (s. Frage 36). Bei der dreigeteilten Ernte wird im ersten Arbeitsgang das Kraut geschlegelt, die Kartoffeln anschließend mit einem Schwadleger gerodet und gleich wieder zugedeckt. Nach einigen Wochen, wenn die Kartoffeln ausreichend schalenfest sind, können sie mit einem Sammelroder geerntet werden. Durch den beim Grünroden geringen Krautanteil im Schwad wird zusätzlich der Befall mit Rhizoctonia-Pocken auf den Knollen weitgehend verhindert (s. Frage 49).

Die Krautabtötung in Stärkekartoffeln ist im allgemeinen nicht notwendig, da auch nicht schalenfeste Kartoffeln zur Stärkefabrik geliefert werden dürfen. Muss man die Stärkekartoffeln allerdings bis zu Verarbeitung mehrere Wochen zwischenlagern, so sollten sie auch schalenfest sein, und das Kraut sollte gegebenenfalls vorher abgetötet werden.



zurück - Seitenbeginn - home