Die Kartoffel auf dem Acker
35. Was ist beim Pflanzkartoffelanbau besonders zu beachten?
Für die Pflanzkartoffelvermehrung gelten strenge Gesundheitsvorschriften, vor allem hinsichtlich Fäulnis- und Virusbefall. Daher sollten folgende
Hygienemaßnahmen eingehalten werden:
- Auswahl virusfreier Gesundlagen: Für die Pflanzkartoffelvermehrung werden kühle, maritime Gebiete, mittlere Höhenlagen, windoffene Standorte fern von Infektionsquellen, wie Pfirsichbäumen, ausgewählt. Die grüne Pfirsichblattlaus ist Hauptüberträger von Kartoffelviren (s.
Frage 45). Gesundlagen sind die Ostseeküste, Mark Brandenburg, Lüneburger Heide, Schwäbische Alp, der Schwarzwald, das Erzgebirge, Irland, Tirol. Die Läuse gelangen in die Gebirgsregionen erst verspätet. In den Küstenregionen werden sie von auflandigen Winden weggeweht.
- Weiträumige Trennung von Konsum- und Vermehrungsanbau, damit keine Virusübertragung durch Blattläuse von den eventuell stärker befallenen Konsum- auf die Pflanzkartoffeln erfolgt.
- Virusresistente Sorten vermehren (s. Frage
45)!
- Virusfreies Pflanzgut auch im Konsum-Anbau verwenden, um die Zahl der Infektionsquellen zu verringern.
- Hohe Phosphat- und knappe Stickstoffdüngung (weniger als 80 kg N-Angebot/ha) steigern den Knollenansatz und Maskieren nicht einen eventuellen Virusbefall.
- Eine etwa drei Meter breite Mantelsaat mit Hafer fängt viele Blattläuse weg. Sie werden durch eine zwei- bis dreimalige Insektizidspritzung des Hafers abgetötet.
- Eine beschleunigte Jugendentwicklung fördert die Altersresistenz gegen Virusbefall (ab Blühbeginn).
- Eine Einschränkung der mechanischen Pflege vermindert die Verbreitung von Viren und Bakterien, die über Verletzungen am Kraut übertragen werden (Striegeln und Häufeln in einem Arbeitsgang, Unkrautbekämpfung mit Vorauflaufherbiziden und/oder Kalkstickstoff streuen (s.
Frage 34)).
- Beseitigung von Wirtspflanzen für Blattläuse: Unkräuter und Durchwuchskartoffeln auf Nachbarfeldern (z.B. in Getreide, Rüben und Mais) müssen bekämpft werden (s.
Frage 50).
- Viruskranke Stauden heraustragen: Dies ist Aufwuchs von kranken Mutterknollen, zu erkennen an gerollten oder vergilbten Blättern. Das Herausreißen und Liegenlassen reicht nicht aus, weil von ihnen weiterhin eine Infektionsgefahr ausgeht. Mit der Bereinigung
muss man recht- zeitig beginnen. Eine zwei- bis dreimalige Kontrolle pro Woche ist notwendig.
- Insektizidspritzungen gegen Blattläuse, die Y-Virus übertragen, sind weitgehend unwirksam (s.
Frage 45).
- Durch vorzeitige Krautabtötung oder "Grünroden" (Trennen von Knollen und Kraut) wird eine Spätinfektion mit Viren vermieden, und die bis zu 20 Tagen dauernde Abwanderung der Viren vom Kraut in die Knollen verhindert. Nach der Krautabtötung oder dem Grünroden
lässt man die Knollen noch einige Tage zugedeckt im Boden bis zum Eintreten der Schalenfestigkeit liegen.
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