Kartoffelanbau und Arbeitkräftebedarf

Mechanisierung spart Arbeitszeit ein. Dies gilt ganz besonders in der Landwirtschaft.
Dies läßt sich als ein gutes Beispiel auch am Kartoffelbau zeigen.

Als Kartoffeln noch ausschliesslich durch den menschlichen Arbeitseinsatz angebaut wurden, konnte jeder Pflanzknolle ein in Längs- und Querrichtung ausgeglichener Standraum zugeteilt werden. Erst die Anbautechnik und nicht die Erfordernisse der Pflanze führten zum Kartoffelbau in Reihenkultur. Dabei vergrößerte sich der Reihenabstand im Laufe der Zeit, wie E. Spiess & J. Heusser (2004, Agroscope FAT Tänikon, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik, CH-8356 Ettenhausen) zeigen.

Spiess & Heusser (2004) stellen speziell für die Schweiz diese Entwicklung der Reihenabstände vor:

 

ab 1950 ab 1960 ab 1970 ab 2005 (?)
Reihenabstand
62 cm 66 cm 75 cm 90 cm
Spurweite
124 cm 132 cm 150 cm 180 cm
Pflegetraktor
15 bis 20 kW 20 bis 25 kW 30 bis 40 kW 50 bis 70 kW
- Reihenbreite
20 cm 22,5 cm 25 cm 30 bis 40 cm
- Gewicht
1,5 t 2,0 t 2,8 t 3,5 bis 4,5 t

Vergrößern der Reihenabstände in der Schweiz nach 1950

Quellen:
DÖRFLER: PRAKTISCHER LANDWIRT, 1985
F. STEMPER (mdl.), Friedensstr. 37, 59919 Bönen, Mitglied des Anbauverbandes Bioland

(nach E. Spiess & J. Heusser, 2004: FAT-Berichte Nr. 635)

Die Arbeit mit größeren Maschinen spart viel Arbeitszeit ein. Für das Legen der Kartoffeln bei einem Reibenabstand von 75 cm kalkuliert DÖRFLER (Praktischer Landwirt, 1985) die nachfolgende Arbeitszeiten

Arbeitszeitbedarf für Kartoffellegen bei 75 cm Reihenabstand

Verfahren Arbeitskraft-
stunden (Akh)
Schlepper-
stunden
Legen von Hand aus Korb oder Schürze
53,4 -
Legemaschine mit Handeinlage (2 reihig, 3 AK)
 20,0 6,8
Legemaschine mit selbsttätiger Einlage (2 reihig)
6,3 6,3
Legemaschine mit selbsttätiger Einlage (4 reihig)
4,5 4,5

Quellen:
DÖRFLER: PRAKTISCHER LANDWIRT, 1985



Spiess & Heusser (2004) geben vergleichend einen Reihenabstand von 75 cm und 90 cm den folgendne Verfahrenszeitbedarf für die Speisekartoffel an:

Verfahrenszeitbedarf Speisekartoffelproduktion ohne Vorkeimung und Aufbereitung
Modellrechnung, Arbeitszeitbedarf für Ernte entspricht dem Mittelwert vorliegender Versuche
Zeitbedarf je ha Parzellengröße (nach M. Schick, Agroscope FAT Tänikon).
Der Stand der Maschinisierung entscheidet über Parzellenform und Arbeitsbedarf des Kartoffelanbaus.

  Beschreibung des Arbeitsverfahrens Arbeitsgänge Arbeitszeitbedarf/ha [AKh]Zeitbedarf/ha [AKh]Verfahrenszeit/ha [h]
Reihenabstand cm     75 90 Vergleich:
% zu 75 cm
Pflügen Dreischarpflug 1 2,66 2,66 100
Eggen Kreiselegge 3 m 2 2,3 2,3 100
Grundüngung Schleuderstreuer 18 m 1 1,18 1,18 100
Kartoffeln legen Legeautomat 4 Reihen 1 2,22 2,07 93
Kopfdüngung Schleuderstreuer 18 m 2 2,36 2,36 100
Pflanzenschutz Pflanzenschutzspritze 18 m 7 4,62 4,62 100
Hacken/Häufeln Vielfachgerät 4 Reihen 3 6,06 5,28 87
Krautschlagen Krautschläger 4 Reihen 1 1,19 1,02 86
Anroden Handarbeit 1 10,0 10,0 100
Ernten Vollernter, Bunker 1-reihig 1 52,1 48,1 92
Transport Zum Hof, lose 1 12,0 12,0 100
    TOTAL 96,7 91,6 94,7

Quellen:
E. Spiess & J. Heusser, 2004: FAT-Berichte Nr. 635

Die Vergrösserung des Reihenabstandes von 75 auf 90 cm ermöglicht Einsparungen an Maschinen- und Arbeitskraftstunden mit Leistungssteigerungen bei Legen, der Pflege, Krautvernichten und der Ernte.

Höherer Arbeitszeitbedarf im ökologischen Kartoffelanbau

Ein höherer Arbeitseinsatz begründet die höheren Preise für Kartoffeln aus "ökologisch" wirtschaftenden Betrieben. Da wollen wir doch jetzt einmal reinschauen. Während die Zeiten für den "konventionellen" Anbau aus dem PRAKTISCHER LANDWIRT stammen, wurden die Zeiten für den "ökologischen" Anbau von FRIEDRCH STEMPER mitgeteilt.

>Vergleich von konventionellem und ökologischem Kartoffelbau

konventioneller Kartoffelanbau ökologischer Kartoffelanbau
  Akh Sh   Akh Sh
Pflügen
1,5 1,5
Pflügen
2,5 2,5
Pflanzbeetbereitung 
2,5 2,5
Pflanzbeetbereitung 
3,5 3,5
Pflanzen
6 6
Pflanzen
10 10
Düngung
2 2
Unkrautbehandlung
(Striegeln, Anhäufen, Sternharke, Handhacke)
18 18
Pflanzenschutz
5 5
   
Ernte
6 6
Ernte
8 8
GESAMT 23 23   42 42

Quellen:
DÖRFLER: PRAKTISCHER LANDWIRT, 1985;
F. STEMPER (mdl.), Friedensstr. 37, 59919 Bönen, Mitglied des Anbauverbandes Bioland

Wir danken allen, deren Informationen wir in diesem Teil veröffentlicht haben.



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